Radikale „Mosaik-Rechte“
Dr. Markus Linden spricht in diesem Zusammenhang von einer gezielten Nutzbarmachung vermeintlich oder tatsächlich „gemäßigter“ Akteure, die direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst eingespannt werden, um eine schleichende Hoffähigmachung der völkischen Agenda zu betreiben. Von „kultureller Hegemonie“ spricht die sog. Neue Rechte dabei. Andere Methoden, etwa die intellektuelle und sich selbst verharmlosende Außendarstellung, kommen hinzu. Man könne hier einen Teil-Erfolg einer Strategie beobachten, den die Neue Rechte selbst als „Mosaik-Rechte“ bezeichnet.
Negative Öffentlichkeit
Das Konzept der „Mosaik-Rechten“ ist auch deshalb erfolgreich, weil es passgenau auf eine neue Konstellation politischer Öffentlichkeit ausgerichtet ist. Linden hat für diesen neu entstandenen Teil politischer Öffentlichkeit den Begriff „Negative Öffentlichkeit“ geprägt. Es handelt sich dabei um alternativmediale Organe, Akteure und (Pseudo)-„Experten“, die in der vermeintlichen liberalen Elite und ihren Institutionen ein Feindbild sehen. Teilweise geschieht das jenseits der angestammten Links-Rechts-Unterscheidung. Bei der so entstehenden „Querfront“ handelt es sich um eine radikale Gegenbewegung, die sich selbst pluralistisch gibt, aber im Dienste des antiliberalen Denkens arbeitet. Sogar die Parteinahme für diktatorische und neototalitäre Programme wird dabei als aufklärerische Kritik verpackt.
Die prekäre Zukunft der Demokratie
Diese Konstellation ist brandgefährlich – zumal „Negative Öffentlichkeit“ ein transnationales Phänomen ist, so Markus Linden. Mit einer falsch verstandenen Toleranz werde die liberale Demokratie ihrer verfassungsmäßigen Schutzverantwortung gegenüber der eigenen Bevölkerung und den eigenen Institutionen nicht gerecht.
Dr. Markus Linden lehrt als außerplanmäßiger Professor für Politikwissenschaft an der Universität Trier. Er forscht und publiziert zum Thema „Theorie und Empirie der Demokratie“. Hierbei bilden die digitale Öffentlichkeit, die Neue Rechte in Europa und die Geistesgeschichte radikaler Gegenwartsbewegungen aktuelle Schwerpunkte.