Rechtsextremer Kulturkampf

Wie die AfD die Machtübernahme plant

Prof. Dr. Eva Walther
Prof. Dr. Eva Walther

Thema:

Ein internes Strategiepapier der AfD zeigt, was die rechtsextreme Partei plant: Schwarz-Rot spalten, CDU/CSU zu sich herüberziehen, sich die Debatten-Hoheit sichern, die Macht-Übernahme einleiten. Die Zielmarke der Partei für die Regierungsübernahme ist 2029. Um dieses Ziel zu erreichen, führt die AfD einen unerbittlichen Kulturkampf. Durch die strategische Zuspitzung von Debatten zu Alltagsthemen – wie zu Schweinefleisch, Flaschendeckeln oder Männerbild – will die AfD gesellschaftliche Diskurse nach rechts verschieben. Schon jetzt beeinflusst die AfD politische Debatten in diesem Sinne. Das zeigt etwa die Kampagne gegen die angesehene Verfassungsrechtlerin Frauke Brosius-Gersdorf, die für das Bundesverfassungsgericht kandidierte. Dabei setzt sich die Rechtsaußen-Partei als Maß alles Konservativen in Szene. Was sich links von ihr bewegt, wird als linksradikaler Irrsinn diffamiert.

Veranstaltung:

27. Oktober 2025
, 19:30 Uhr
, Schlachthof Wiesbaden

Referent:in:

Prof. Dr. Eva Walther

Warum verfängt die Propaganda der AfD – und bei wem?

Die AfD-Propaganda nutzt gezielt die Sehnsucht vieler Menschen nach Sicherheit, Übersichtlichkeit und Wertschätzung, sagt die Sozialpsychologin Prof. Eva Walther. Die Narrative der rechtsextremen Partei sprechen vor allem jene an, die sich durch Globalisierung, gesellschaftlichen Wandel und soziale Ungleichheit bedroht fühlen: insbesondere Männer in (gefühlt) wirtschaftlicher Unsicherheit und Menschen mit autoritären Wertemustern. Mit scheinbar einfachen „Lösungen“, emotional getragen durch Opfer- und Helden-Geschichten, verspricht die Partei Schutz und Anerkennung.

Ein anderer Teil der AfD-Strategie besteht darin, die anderen Parteien – insbesondere die CDU – immer weiter nach Rechtsaußen zu ziehen. Durch ständige Skandalisierungen, gezielten Tabubruch und das dauernde Setzen neuer politischer Grenzlinien zwingt sie politische Gegner zu Reaktionen nach ihren Regeln. Je mehr die Politik und die Gesellschaft die Debatten und Begrifflichkeiten der AfD übernehmen, desto stärker werden die rechtsextremen Positionen normalisiert und als legitime Alternativen empfunden. Verfangen kann der Rechtsruck, weil dabei suggeriert wird, auf diesem Weg den angeblichen „wahren“ Volkswillen zu vertreten – und wer zum Volk gehört, das definiert die extreme Rechte.

Wie verhindern wir, dass Illiberalismus zur neuen Normalität wird?

Wer die Raumgewinne der extremen Rechten stoppen und Raum für die Demokratie zurückgewinnen will, muss mehr bieten als Empörung. Zivilgesellschaft, Medien und demokratische Parteien sind gefordert, eigene Themen konsequent zu setzen und kommunikative Räume – von der Bundespolitik bis in die Dörfer – offen zu halten, sagt Prof. Eva Walther. Es braucht Mut zur Kontroverse und zur Klarstellung sowie Gesprächsformate auf Augenhöhe, um die demokratische Deutungshoheit zu verteidigen.

Dr. Eva Walther ist Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Trier und beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Extremismus und Radikalisierung, der Entstehung von Einstellungen und der Frage des guten Lebens.

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